Burg und Heimatverein Jesberg e.V.

Der neu gewählte Vorstand

Der am 22.02.2013 in der Jahreshauptversammlung neu gewählte Vorstand beabsichtigt, das Schwergewicht der künftigen Tätigkeit des Vereins mehr auf die örtlichen Belange zu legen. In den letzten Jahren ist die Beteiligung aus der Bevölkerung der Gemeinde an den monatlichen Veranstaltungen des Vereins leider öfter recht gering gewesen, obwohl meist ausgesprochen hochrangige Vorträge angeboten wurden. Die zu beklagende zu geringe  Resonanz könnte sich damit erklären, dass der Bezug zu der örtliche Bevölkerung und der konkreten örtlichen Geschichte dabei nicht genügend ersichtlich war. Jedenfalls soll in Zukunft versucht werden, die Vereinsarbeit mehr auf die Geschichte des Ortes und seiner Umgebung zu konzentrieren, in der Hoffnung, mehr Interesse in der Mitgliedschaft und in der Bevölkerung zu wecken und mehr Mitarbeit durch Interessierte zu aktivieren.

Historisches und zeitgeschichtliches Material von durchaus großem Interesse, welches aufgearbeitet werden könnte und für unsere Orte eine inhaltliche Bereicherung bedeuten würde, ist in Hülle und Fülle vorhanden. Es gibt kaum eine Gemeinde dieser eher geringeren Größe, die auf eine solche interessante und teils bedeutsame Geschichte zurückblicken kann.

Dass man besonders gute Kenntnisse über unsere Geschichte und das alltägliche Leben hat, ist einem Pfarrer Wilhelm Bach zu verdanken, der hier etwa 30 Jahre seinen Dienst ausübte, darüber hinaus sehr großes historisches Interesse hatte. Ergebnis seiner Studien ist seine umfangreiche Schrift „Geschichtliche Nachrichten von dem Gerichte und der Pfarrei Jesberg“ aus dem Jahre 1828, die sogar von Google digitalisiert und on-line verfügbar ist (Jesberg-Wikipedia-Weblinks). Die in der Studie erwähnten vielen alten Unterlagen beginnend mit dem Mittelalter sind im Archiv der Kirche Kurhessen-Waldeck überwiegend noch vorhanden, ebenso Berichte der nachfolgenden örtlichen Pfarrer über Ortsgeschehen bis in unsere Tage. Alles ist dort geordnet, wissenschaftlich aufgearbeitet und öffentlich zugänglich.

Eine weitere Person, die sich um die Großgemeinde Jesberg und Umgebung äußert verdient gemacht hat, ist der ehem. Lehrer Meyer. Er hat liebevoll und kenntnisreich zu den verschiedensten Anlässen unsere Geschichte öffentlich gemacht und über Jahrzehnte die Entwicklung von zunächst Hundshausen und dann der Großgemeinde Jesberg und Umgebung dokumentierend und forschend begleitet. Seine gesamten sehr umfangreichen Forschungsunterlagen und seine vielen Fotos hat er unserem Verein zur Verfügung gestellt.

Wie hinsichtlich der Urkunden Pfarrer Bach besteht auch bei den Dokumenten Meyer aber die Gefahr, dass sie in Archiven gut aufbewahrt, aber unbeachtet bleiben. Unser Computer-Zeitalter bietet nun erstmals die hervorragende Möglichkeit, die so umfangreichen Unterlagen zu digitalisieren, sie so viel leichter erfassen, ordnen, lesen und vor allem öffentlich verfügbar machen zu können. Viele historische Unterlagen – auch uns betreffend – sind schon anderenorts digitalisiert und müssen nur abgerufen werden. Es bieten sich also heute bisher nie da gewesene  Möglichkeiten, alle vorhandenen Erkenntnisse zu erfassen, umfassend zu sichten, zu ordnen, aufzuarbeiten und öffentlich zu machen. Das gilt auch hinsichtlich der Forschungsarbeit unseres Vereins im Rahmen unserer 750-Jahrfeier und danach, die in den Schränken unseres eigenen Archivs in großer Fülle gesammelt ist.

Vieles Weitere ist auf diese Weise zu sichten und zu sammeln:

In den örtlichen Häusern befinden sich in Kartons oder Schränken sicher noch viele Fotos, Urkunden, Briefe, was evtl. heute von historischem Interesse sein könnte. Wir müssen bedenken, dass die nun schon lange Zeit nach dem 2. Weltkrieg auch bereits Geschichte bedeutet, zunächst Leben unter sehr bescheidenen Verhältnissen, Zuzug vieler Vertriebener und Flüchtlinge, Vereinsleben mit großen Veranstaltungen, Wirtschaftsleben, Arbeitsplätze. Hierzu sind in den Häusern, bei den Vereinen sicher viele Unterlagen vorhanden. Nur, alles muss gesammelt, geordnet und in einen Zusammenhang gebracht werden, was Aufgabe eines heimatlichen Geschichtsvereins ist. Und unsere Aufgabe ist es auch, die weitere Entwicklung unserer Gemeinde und ihrer Umgebung dokumentierend zu begleiten, wie Lehrer Meyer es in so vorbildlicher Weise getan hat.

Aus früher eher verständlichen Gründen ist die Nazi-Zeit und das Kriegsende ganz und gar nur beiläufig bisher erwähnt worden, gehört aber ohne Zweifel auch zur Ortgeschichte. Auch hiermit sollte sich unser örtlicher Verein in gebotener Form befassen, einige Urkunden hierzu sind vom Staatsarchiv Marburg digital schon veröffentlicht.

Ein Thema von besonderem Interesse für viele in der Bevölkerung ist die Familienforschung. Hierauf wollen wir an einem Vereinsabend  ausführlich eingehen, zumal wir beratend den Hundshäuser Mitbürger Olaf Kirschner haben, der mit einem Computerprogramm alle Eintragungen in unseren Kirchenbüchern erfasst hat und uns daraus auch Auskunft geben kann über das Schicksal der örtlichen Bevölkerung im Laufe der Jahrhunderte, z. B. große Anzahl der frühen Todesfälle, Selbstmorde, Uneheliche, Wegzug und Auswanderung aus Gründen der Not und sonstige Auffälligkeiten.

All das macht deutlich, es stellen sich viele und interessante Aufgaben. Sinn der Tätigkeit ist nicht allein der Blick in die Vergangenheit, sondern wir wollen ein Bewusstsein erhalten und entwickeln dafür, welche Bedeutung unsere Gemeinde mit ihrer Umgebung in der Vergangenheit hatte, was davon erhalten ist, was wir daraus in der Zukunft machen können, gerade auch für die jüngeren Leute, die sich zum Hierbleiben entschieden haben .

Dabei  hervorragende Bedeutung Jesberg hatte, wird daraus ersichtlich, dass unser Ort in dem von Napoleon gegründeten Königreich Westfalen sogar Sitz eines Kantons wurde, zuständig für 36! umliegende Ortschaften. Und der anschließend in 1821 gegründete Kreis Fritzlar bestand aus drei Ämtern, nämlich Fritzlar, Gudensberg und – Jesberg, zuständig für immerhin 18 umliegende Orte, besonders ausgezeichnet durch unser Amtsgericht im Maximilianschloss  bis Ende des 2. Weltkriegs. Einen gewissen Stolz hierauf, der auch deutlich wird an einigen erhaltenen Bauwerken, wie Burgruine, Maximilianschloss, Fachwerkhaus Bürgermeisteramt, sog. Zehntscheune mit Schweizerhaus, wollen wir erhalten und in der Großgemeinde ortwirken lassen.

Wir vom Vereinsvorstand können die angesprochenen Aufgaben allein selbstverständlich nicht stemmen. Wir engagieren uns aus dankbarer heimatlicher Verbundenheit und erhoffen uns Mithilfe aus der Einwohnerschaft, wobei wir besonders auch jüngere Leute ansprechen wollen und auch Zugezogene, die in der Gemeinde eine neue Heimat zu finden suchen.